Schlagwort-Archive: prochoice

Schwangerschaftsabbruch: Unser Recht, unsere Entscheidung! In Dresden, in Deutschland und weltweit!

Demonstration am 28. September 2022 zum Internationalen Safe Abortion Day

Treffpunkt und Route: 17:30 Uhr Auftaktkundgebung Diakonissenweg Ecke Körnerweg, anschließend Demonstration über Bautzner Straße → Ecke Pulsnitzer Straße (Zwischenkundgebung) → Bahnhof Neustadt (Zwischenkundgebung) → Anton-/Leipziger Straße → Große Meißner Straße → Augustusbrücke → Schloßplatz (Abschlusskundgebung ca. 19:30 Uhr)

In diesem Jahr ist in Deutschland der § 219a StGB gefallen und damit das sogenannte „Werbeverbot“ für Schwangerschaftsabbrüche. Der Druck aus der feministischen Bewegung für sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung war entscheidend für diese längst überfällige Streichung. Und dennoch: Dies ist kein Grund zum Feiern! Denn solange es den § 218 StGB gibt, gilt der Schwangerschaftsabbruch in Deutschland als Straftat.

Die unmittelbaren Auswirkungen dieser Unrechtslage für jede ungewollt schwangere Person lassen sich in Dresden anhand konkreter Orte – u.a. Krankenhäuser, Apotheken, Beratungsstellen – aufzeigen. Mit zahlreichen Pro-Choice-Initiativen aus vielen anderen deutschen Städten werden wir daher am 28.9. die Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch fordern. Die Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen im Strafgesetzbuch entmündigt Betroffene und verweigert ihnen eine würdevolle, selbstbestimmte Entscheidung. Auch die medizinische Versorgungssituation wird zunehmend kritisch, da immer weniger Ärzt*innen Schwangerschaftsabbrüche durchführen.

Auch weltweit erleben wir Ungleichbehandlung und Unterdrückung durch die Angriffe auf sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte, z.B. aktuell in den USA, in Ungarn und Polen. Vergessen wir nicht: Reproduktive Rechte sind Menschenrechte!

Wir fordern das Recht auf kostenlose, wohnortnahe und sichere Schwangerschaftsabbrüche ohne Beratungszwang. Wir fordern, dass Schwangerschaftsabbrüche als Grundversorgung anerkannt und Kassenleistung werden.
Wir fordern, dass die Behandlung in die medizinische Ausbildung integriert wird.
Wir fordern eine vollständige Legalisierung durch Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch.

Wir solidarisieren uns deshalb mit allen, die für reproduktive Gerechtigkeit kämpfen und fordern uneingeschränkte körperliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung für alle, insbesondere für Frauen, nicht-binäre, queere und trans Personen sowie Menschen mit Behinderung – in Dresden, Deutschland und weltweit! Am 28. September, dem Internationalen Safe Abortion Day, werden wir diese Forderungen gemeinsam mit euch auf die Straße tragen, und nicht nur auf die Straße, sondern auch zu den konkreten Orten – schließt Euch an!

Der Ermittlungsausschuss (EA) wird an dem Tag unter folgender Telefonnummer geschaltet sein: 0351-899 60 456. Habt die Nummer bei der Demonstration parat. Wir werden sie vor Ort auch noch einmal durchsagen. Falls ihr bisher noch nie beim EA anrufen musstet, gibt es unter diesem Link Tipps, was ihr beachten solltet.

Bringt Schilder, Transparente und eure Freund*innen mit!

“Die bisher erkämpften sexuellen und reproduktiven Rechte sind bei Weitem nicht ausreichend – und gleichzeitig trotzdem in Gefahr.”

Redebeitrag von Pro Choice Dresden

Wir dokumentieren hier einen Redebeitrag von Pro Choice Dresden, der auf der Demonstration “Leben schützen – Abtreibung legalisieren” in Annaberg-Buchholz am 11. Juni aus Zeitgründen nicht vorgetragen werden konnte. Es geht darin u.a. um die globale Vernetzung ultrakonservativer Katholiken, Evangelikaler und Rechtsradikale und die Auswirkungen die dies bereits in einigen Ländern der EU hat:

Im Oktober 2020 unterzeichneten 32 Staaten die „Geneva Consensus Declaration“, die festhält, dass es „kein internationales Recht auf Schwangerschaftsabbruch“ gebe. Neben den USA und Brasilien schlossen sich dieser Deklaration vor allem Autokratien an, darunter Saudi-Arabien, Ägypten, Kamerun, Uganda und die Vereinigten Arabischen Emirate. In Europa traten ihr Polen, Belarus und Ungarn bei. Es steht fest:
Ultrakonservative Katholiken, Evangelikale und Rechtsradikale vernetzen sich zunehmend global. Weiterlesen

PRESSEMITTEILUNG: Annaberg-Buchholz, 16.06.2018: Protest gegen fundamentalistischen ”Schweigemarsch” im Erzgebirge

Annaberg-Buchholz, 16.06.2018

+ Protest gegen fundamentalistischen ”Schweigemarsch” im Erzgebirge + lautstarker und kreativer Protest vom feministischen Bündnis Pro Choice Sachsen + Straßenfest und Gegendemonstration

Am Samstagnachmittag demonstrierten in Annaberg-Buchholz mehr als 600 Feminist*innen unter dem Motto: “Leben schützen! Abtreibung legalisieren!” Anlass dafür war der von christlich-fundamentalistischen AbtreibungsgegnerInnen organisierte sogenannte “Schweigemarsch für das Leben”.

Mona Naumann vom Bündnis Pro Choice Sachsen:

Jedes Jahr sterben weltweit etwa 47.000 Frauen an den Folgen illegalisierter Abtreibungen. Frauen sitzen im Gefängnis, weil sie selbst Abtreibungen vorgenommen haben oder weil sie nach einer Fehlgeburt verdächtigt wurden, dies getan zu haben. Das zeigt: Wer Leben schützen will, muss das Recht auf Abtreibung verteidigen.“ Pro Choice Sachsen fordert daher die Abschaffung des § 218 StGB in Deutschland, nach dem Abtreibungen immer noch illegal sind und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei bleiben”, erklärt Johanna Müller.

Neben einer Gegendemonstration hat Pro Choice Sachsen in Kooperation mit dem feministischen Konzertkollektiv “böse & gemein” ein Straßen- und Musikfest organisiert. Zusätzlich zum musikalischen Programm queerfeministischer Bands fand eine Podiumsdiskussion zum Thema “Feministische Praxis zwischen Realität und Utopie” statt.

Pro Choice Sachsen demonstrierte in Annaberg-Buchholz gegen die antifeministische, homosexuellenfeindliche und transfeindliche Politik der selbsterklärten Lebensschutzbewegung. Sie ist ein Teil des globalen gesellschaftlichen Rechtsrucks, mit dem wir uns momentan konfrontiert sehen. In diesem Jahr stand der Protest auch unter dem Eindruck des positiven Ergebnisses des Referendums in Irland sowie der erfolgreichen Abstimmung für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Argentiniern vor wenigen Tagen.

“Das stimmt uns positiv. Feministische Kämpfe sind die ausdauerndsten und aktuell erfolgreichsten Kämpfe gegen die regressiven Kräfte global”, freut sich Mona Naumann. Das zeigen auch die zahlreichen Grußworte, die auf der Demonstration verlesen wurden. Grußworte sendeten Feminist*innen aus Brasilien, Ecuador, Mazedonien, Serbien, Schweiz und Österreich. Auch die Frauenärztin Kristina Hänel, die wegen ihrer Kritik am § 219a StGB bekannt geworden ist, schickte eine Grußbotschaft. Dieser Paragraf verhindert in Deutschland den Informationszugang über die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs.

Wieder sind die feministischen Proteste gewachsen. Mehr als 600 Demonstrant*innen aus Sachen, Thüringen und Berlin fanden ihren Weg in den sächsischen Bible Belt. In Annaberg-Buchholz, der Kleinstadt im Erzgebirge rechneten die Fundamentalist*innen mit 2000 UnterstützerInnen. Entgegen ihrere Erwartungen konnte ihr Schweigemarsch keinen Zuwachs verzeichen, obwohl er extra auf einen Wochenendtag gelegt worden war. Auf dem großen Marktplatz wirkte ihre Abschlusskundgebung verloren und umfasste nicht mehr als 500 TeilnehmerInnen – ein Viertel ihrer Ankündigung.

Die Demonstration von Pro Choice Sachsen endete ebenfalls auf dem Marktplatz und konnte so in Sicht- und Hörweite der FundamentalistInnen lautstark und nachdrücklich die Kritik zum Ausdruck bringen. Neben Transparenten, Luftballons, Konfetti kamen auch Symbole wie Kleiderbügel zum Einsatz. Mona Naumann dazu: „Kleiderbügel waren und sind Hilfsmittel, auf die Schwangere zurückgeworfen sind wenn Abtreibung verboten ist. Der Kleiderbügel wurde 2016 von Feminist*innen in Polen als starkes Symbol auf den Demonstrationen gegen eine drohende Gesetzesverschärfung mit der Parole „Nie wieder!“ eingesetzt. Eines der witzigen Schilder lautete: “If I wanted politics in my pussy I would fuck a Bundestagsabgeordnete/r”.

Die Verquickung fundamentalischer und rechter Positionen war Inhalt verschiedener Redebeiträge, problematisiert wurde sie aber auch im Slogan: Patriarchat und AfD machen wir platt olé olé !

Infos und Kontakt:

twitter: @ProChoice_SN

Blog: www.pro-choice-sachsen.de

Facebook: https://www.facebook.com/prochoicesachsen/

Kulturkampf und Gewissen – Veranstaltungsmitschnitt

Wer am vergangenen Freitag nicht bei der Vorstellung des Buches “Kulturkampf und Gewissen” dabei sein konnte – hier gehts zum Mitschnitt:

Medizinethische Strategien der “Lebensschutz”-Bewegung.

Die so genannte Lebensschutz-Bewegung oder Anti-Choice-Bewegung will in die Offensive: Sie möchte nicht nur die Zugänge zu Schwangerschaftsabbrüchen erschweren, sondern führt auch einen Kulturkampf zur Retraditionalisierung der Geschlechter- und Familienverhältnisse, um christliche Moral und das ärztliche Gewissen. Damit ist sie Teil eines konservativen bis extrem rechten, in Teilen antidemokratischen, Aufschwungs. Die Autor*innen analysieren in “Kulturkampf und Gewissen. Medizinethische Strategien die neuen medizinethischen Strategien der so genannten LebensschützerInnen, ihre Stärken, Schwächen und internen Widersprüche. Damit liefern sie das Material für eine kritische Auseinandersetzung mit Anti-Choice – und die Grundlage für den nötigen Widerstand.

Über ein Jahr lang haben Eike Sanders und Ulli Jentsch, Mitarbeiter*innen des Antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrums (apabiz) zusammen mit der freien Journalistin und Autorin Kirsten Achtelik recherchiert, gelesen, Thesen mit Kolleg*innen und Aktivist*innen diskutiert und aufgeschrieben. Kulturkampf und Gewissen ist beim Berliner Verbrecherverlag erschienen.